Der Golden Retriever
Der Golden Retriever gehört in der Rassenklassifizierung der FCI (Federation Cynologique Internationale) zur Gruppe 8 der „Apportierhunde – Stöberhunde – Wasserhunde“. Im Gegensatz zu vielen anderen Retrieverrassen, deren Ursprung unklar ist, lassen sich die Goldies auf die Hunde des Lord Tweedmouth zurückführen, der im Jahr 1865 einen untypisch gefärbten Wavy Coated Retriever bei einem Schuster entdeckte, der ihn seinerseits als Bezahlung von einem Jagdhundzüchter angenommen hatte.
„Nous“ war im Gegensatz zu den sonst schwarzen Wavy Coated Retrievern (= St. John`s Hunde) blond und wurde zum Stammvater aller heutigen Golden Retriever. Der heute ausgestorbene Wavy-Coated Retriever bestach durch seine leichte Führigkeit, seine ausgeprägte Nase, seinen Arbeitswillen und sein Durchhaltevermögen beim Nachstellen und Suchen von Niederwild. Durch sein dichtes, wasserabweisendes Fell holte er sogar Fische, die aus den Netzen ins eiskalte Wasser zurücksprangen und wurde damit als Helfer unentbehrlich. Er gilt als der Vorfahr aller Retriever- und Neufundländer-Rassen.
Quelle: Golden Retriever, Patricia Busch, Kynos Verlag, 1990
„Nous“ wurde mit "Belle", einer Tweed-Water-Spaniel-Hündin, verpaart. Diese wasserbegeisterten Spaniels waren als sehr ausdauernde und gute Apportierhunde bekannt. In der Folge wurden die Nachkommen der beiden mit weiteren Wavy Coated Retrievern und Water Spaniels, sowie mit Irish Settern und nachweislich einem sandfarbenen Bloodhound gekreuzt, bis die einheitliche Rasse des GOLDEN RETRIEVER entstand. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Rasse vom britischen Kennel Club anerkannt, da Jagdhunde bis dahin mehr nach Leistung als nach Aussehen gezüchtet wurden.
Noch heute zeigt sich das jagdliche Erbe in unseren Goldies: Im positiven heißt das, dass sie meistens sehr gerne apportieren und ihre Kooperationsbereitschaft, der sogenannte „will to please“, stark ausgeprägt ist. Golden Retriever lieben das Wasser und schwimmen und tauchen für ihr Leben gern. Aber ein ausdauernder Wasser-Arbeitshund bedeutet auch markante Sturheit und ein Hang zu Matsch und Modder – Anhänger makellos sauberer Wohnungen sollten sich nicht für einen Goldie entscheiden.
Golden Retriever sind Hunde, die sich sehr eng an ihre Menschen binden, sie lieben Körperkontakt und wollen gerne immer dabei sein. D.h. aber auch, dass sie nicht gerne allein bleiben, für Vollzeit arbeitende Menschen sind sie nicht geeignet.
Trotz ihrer großen Menschenfreundlichkeit sind Goldies keine Hunde mit angeborener Bell- und Beißhemmung! Wie alle Hunde müssen sie gut sozialisiert werden und es ist tunlichst darauf zu achten, dass ihre Gutmütigkeit nicht durch übergriffige Kinder oder gut gemeinte aber nicht artgerechte Behandlung Schaden nimmt.
Bei den Golden Retriever gibt es heutzutage eine Jagd-(Arbeits-) und eine Show-Linie.
Die Jagdlinie (links) ist leichter, sportlicher und schneller als die Vertreter der Showlinie. Sie werden meistens jagdlich geführt oder arbeiten beim Zoll oder einer Rettungshundestaffel.
Die Showlinie (rechts) ist stämmiger gebaut und hat ein ruhigeres Temperament. Diese Hunde sind durch ihre Ruhe und Ausgeglichenheit häufig im Assistenz- und Therapiebereich anzutreffen.
Beide Linien arbeiten gerne und ein Golden Retriever, der nichts zu tun bekommt, kann ein sehr nervender Zeitgenosse werden, ein Couch-Potato ist er nicht!
Unsere Tartaruga-Goldies sind vom Typ her die schöne Mitte aus Jagdlicher und Show-Linie: Groß, langbeinig und schlank, mit mäßigem Stop, aber nicht ganz so arbeitsintensiv wie die echten Jagdlinien, die sich in reiner Familienhaltung oft nicht ausgelastet fühlen.
Die ursprünglich dunkelgoldene Farbe gibt es beim Golden Retriever mittlerweile in allen Aufhellungsformen von golden, light golden bis creme. Trotzdem sollte jedem Welpeninteressenten klar sein, dass reine Farbzucht sich schnell negativ auf das Wesen auswirkt (wenn ich nicht den wesenfestesten, sondern den „schönsten“ Hund zur Weiterzucht auswähle). Wir setzen in unserer Zucht auf ein ausgeglichenes, liebevolles Wesen und einen kraftvollen gesunden Körper, die Farbe spielt eine untergeordnete Rolle.
Der moderne Golden Retriever
Durch seine große Menschenfreundlichkeit, sein unkompliziertes Wesen und seinen Spaß am Lernen ist der Golden Retriever in den letzten Jahrzehnten zu einer der beliebtesten Hunderassen geworden. Zwischenzeitlich ging das auf Kosten der Gesundheit, aber dank züchterischer Bemühungen und konsequenter Auslese auf körperlich gesunde Hunde liegt die Lebenserwartung eines Golden Retriever heute wieder bei 10 bis 14 Jahren und gilt damit für einen Rassehund dieser Größe und Gewichtsklasse als vergleichsweise hoch.
Goldies werden in jeder Form der therapeutischen Arbeit eingesetzt - als Blinden- und Behindertenbegleithund, in der therapeutischen Arbeit mit Kindern und Senioren oder auch als Schulhunde. Bei der Rettungshundearbeit, beim Dogdance und Tricktraining, beim Obedience, sowie natürlich beim Apportieren ist der Golden Retriever fröhlich und aktiv dabei, er lernt gerne Neues und ist mit Ausdauer bei der Sache.
Der Golden Retriever ist ein absoluter Allrounder, und jeder interessierte Mensch, der so einen „Goldschatz“ in sein Leben und in seine Familie aufnehmen will, sollte sich vorab nicht nur überlegen, welche Erwartungen er an seinen zukünftigen Hund hat, sondern sich selbst gleichzeitig kritisch hinterfragen, ob er seinem Hund, der ja viele Jahre sein Leben aktiv begleiten will, auch ein ausgeglichenes, artgerechtes, spannendes Hundeleben bieten kann. Er ist ein Wald- und Wiesenhund, der mit uns in der Natur unterwegs sein will, vorzugsweise irgendwo wo es Wasser gibt.
Vielen Dank an Jane Keller für die Zurverfügungstellung der tollen Fotos ihres „Louis“!